Conny und Matthias um die Welt

Gesichter Tansanias

Ein Jahr und zwei Wochen sind vergangen seit wir zurückgekehrt sind. Und gerade zwischen Weihnachten und Neujahr, in den Tagen, wo man das Gefühl hat, die Zeit bleibt stehen, möchten wir unseren letzten Artikel der Weltreise zu euch nach Hause auf euer Sofa schicken…

Als wir damals in Lateinamerika beschlossen hatten, nach Afrika zu fliegen, hatten wir uns bewusst für Tansania als „leichtes“ Reiseland entschieden. Quasi Afrika für Anfänger. Zum Fuß reinhalten, ob das was für uns ist.

Schwarze Männer, Frauen, Kinder, alle schwarz. Ab und zu sieht man mal Albinos. Oder weiße Touristen. Irgendwie müssen wir uns umstellen, so viel wir auch gereist sind, Wissen angeeignet haben, ganz kann man sich nicht gegen die Vorurteile wehren, die man hat. Voll bescheuert. Schwarze und Kriminalität, Diktatoren und Militärherrschaften und HIV/AIDS zum Beispiel. Haben wir Kriminalität erlebt? Nein. HIV/AIDS und Malaria sind in Tansania ein Thema. Auch Themen wie Beschneidung von Mädchen, Vergewaltigungen, Kinderehen sowie sexueller und körperlichen Missbrauch von Kindern wollen wir zumindest nicht unerwähnt lassen.

Als Tourist wird man um diese unschönen Themen „schön“ drumherum gefahren. Trotzdem habe ich einmal beobachtet, wie ein Mann aus einem Bus raussprang, eine einheimische Frau an Brüsten bis zum Po angefasst hat, die gerade vorbei lief und dann wieder weitere Fahrgäste für die Busfahrt gesucht hat als wäre nichts gewesen. Die Frau hatte ihn weggescheucht, wie eine lästige Fliege, schien das aber nicht zum ersten Mal zu erleben. Dass Touristen bedrängt oder belästigt wurden, haben wir nicht gelesen oder erfahren. Nur die üblichen Vorsichtsmaßnahmen, um nicht beklaut zu werden, sollte man beachten.

Tourismus ist in Tansania nichts Neues, im Gegenteil, seit Jahrzehnten steigen ausländische Besucher auf den Kilimandscharo oder schauen sich die Tierwelt der Serengeti an. Das hat mit dem Land etwas gemacht. Die Preise für alles, was Touristen machen oder brauchen, sind schwindelerregend hoch. Die meisten Hotelzimmer kosten 50 € pro Nacht und mehr, nach oben offen. Wir sind unserer Linie treu geblieben und haben günstig in Famlienhotels, Airbnbs oder homestays gewohnt. Will man von A nach B, bezahlt man für eine 12 Stunden Busfahrt ca. 10 €, will man die Strecke fliegen, zahlt man 150 €. Zum Vergleich: Ein Essen kostet hier ein oder zwei Dollar, eine Flasche Wasser 20 Cent. Diese verrückten Preisunterschiede zwischen „mzungus“, wie die Weißen hier genannt werden, und Einheimischen sind die größten, die wir bisher erlebt haben. Auf keinem anderen Kontinent war das so krass. Das hat einerseits immer wieder zu Diskussionen unsererseits mit Tansaniern geführt, dass nicht alle Weißen Millionäre sind, und andererseits zu irrwitzigen Bargeldabhebungen mit Tüten voller Geldscheine. Denn der größte Schein sind 10.000 Schilling (4€). In den Hauptrouten der Touristen haben wir uns dann auch des öfteren als Dollarscheinchen auf zwei Beinen gefühlt. Das war für uns ein weniger schönes Gefühl, hatten wir doch die vielen Monate zuvor in Lateinamerika nicht das Gefühl als Dollarmillionäre gesehen zu werden. Wobei der Vergleich zugegebenermaßen hinkt, denn in Lateinamerika konnten wir uns mit den Latinos auf Spanisch unterhalten. In Tansania waren wir immer darauf angewiesen, dass jemand Englisch mit uns sprechen konnte. Auf Suaheli haben wir nur die gängigsten Redewendungen erlernt. Hakuna matata.

Sobald wir abseits vom abgetrampelten Pfad waren, erlebten wir hilfsbereite Tansanier, lächelnd, die Kinder und die Erwachsenen winkend. Immer da, wo der Tourismus noch nicht seine Arme ausgestreckt hatte. Und ehrlicher Weise haben wir von Tansania auch nur einen kleinen Ausschnitt gesehen. Viel Fläche ist unbebaut, wird von den Massai als Weideland benutzt. Man kann sich ein Flugzeug chartern und andere entlegene Nationalparks anschauen zum Beispiel an der Grenze zu Kenia oder Uganda. Auch da leben Menschen, teilweise in den hinterletzten Winkeln Tansanias, so dass es den Service der „Flying Doctors“ auch hier gibt, wie in Australien.

Dieses Leben „ab vom Schuss“ können wir uns als Deutsche nicht vorstellen. Ohne Strom, ohne Fernseher, ohne Telefon, von jeglicher technischen Entwicklung abgeschnitten. Was dafür in diesen Dörfern en masse existiert, ist Religion. Vor allem Muslime und Christen, die traditionellen Religionen machen einen kleineren Anteil aus. Soweit wir das während unseres kurzen Aufenthaltes beurteilen konnten, haben wir keine Spannungen zwischen den verschiedenen Glaubensgemeinschaften gespürt und konnten uns frei bewegen. Und manchmal haben wir uns ein bisschen an den Iran erinnert gefühlt. 🙂

Hat Tansania uns gefallen? Auf jeden Fall. Es war ein hervorragendes Land zum Reinschnuppern für Afrika. Bei der nächsten Weltreise trauen wir uns bestimmt auch in weniger touristisch erschlossene Länder Afrikas.

Und nun lassen wir die Tansanier zu Wort kommen:

„Muslime und Christen leben in Tansania friedlich miteinander.“ Tony aus Arusha

„Unser Präsident ist verrückt. Mal schauen wie das mit dieser Regierung weitergeht.“ Charles aus Dar Es Salaam

„Ich mag die Berge, sie geben mir gutes Gehalt und gutes Trinkgeld“ Tony aus Arusha

„Wir haben hier eine Menge Polizei Kontrollen. Aber was will man machen. Ist halt Tansania.“ Mustafa aus Dar Es Salaam

„Ihr Europäer kommt immer mein Land angucken. Ich würde auch gern mal dein Land besuchen.“ Postfrau auf Mafia Island

Wir verabschieden uns mit zwei Liedern…

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