Conny und Matthias um die Welt

Von reich nach arm

Wie kommen wir jetzt eigentlich vom Flughafen zu unserem AirBnB? Okay, ich google mal schnell. Nach vielen Tagen ohne Internet in Indonesien sind wir furchtbar schlecht vorbereitet auf unsere Ankunft in Neuseeland. Sicher ist nur, es wird deutlich teurer als in allen Ländern, die wir bisher besucht haben. Zum Ankommen haben wir uns ein nette und preisgünstige Unterkunft in Auckland gebucht, um vor Ort alles Weitere zu klären.

Ein Uber-Taxi zu unseren Gastgebern kostet 70 NZ$, also etwa 50 Euro. Hui, das sind Summen, an die müssen wir uns erstmal wieder gewöhnen. Eine freundliche ältere Dame am Informationsstand gibt uns einen Flyer vom Super-Shuttle in die Hand. Damit sind es dann nur noch 60 NZ$ bis zur Haustür. Ein guter Deal, denn der Bus ins Zentrum hätte schon 36 NZ$ gekostet. Und es ist mittlerweile der vierte Reisetag seit wir von den Togian Islands aufgebrochen sind. Wir sind müde.

Nach weiterer Recherche am nächsten Tag erkennen wir schnell, hier herrschen Schweizer Verhältnisse! Zeit für den Rechenschieber, wir müssen jetzt mal wirklich schauen, wie wir am günstigsten durch das Land kommen. In jedem Fall ist Selbstverpflegung angesagt. Ein Döner kostet hier etwa 8 €, die Tiefkühlpizza 7 €, eine Gurke gar 4 €. Ha! Sehr bemerkenswert sind auch die hohen Eintrittspreise. Hobbit-Haus gucken zum Beispiel gibt es für nur 50 Euro pro Nase. Auf einmal ist der Euro in der Tasche im Vergleich zu Indonesien nur noch einen Bruchteil wert.

Vor 19 Jahren war ich schon einmal in Neuseeland und hatte es nicht ganz so teuer in Erinnerung. Aber auch damals waren wir viel auf Zeltplätzen unterwegs. Also ein Zelt kaufen und campen? Ach nee, es ist doch Winter hier, bei Frost im Zelt, das ist keine gute Idee. Wie wärs denn mit einem Bulli oder auch Campervan? Das wäre mal was ganz Neues für uns und ist in Neuseeland sehr beliebt, wie wir von anderen Reisenden erfahren haben. Kaufen und am Ende wieder Verkaufen dauert deren Erfahrung nach zu lange für uns. Aber die Idee gefällt uns richtig gut. Also her mit dem Mietmobil!

Campervans gibt es in vielen verschiedenen Varianten in allen Größen und Farben. Wir haben keine Ahnung und buchen uns nicht das kleinste Gefährt, aber bei weitem nicht das Größte. Es hat genug Platz zum Stehen für zwei plus Gepäck, einen Kühlschrank mit Gefrierfach, zwei Gaskochplatten, einen 25 Liter Wassertank, aber keine Dusche und kein Klo. Und wie wir schnell sehen, führt Letzteres dazu, dass man manche kostenlosen Campingplätze nicht benutzen darf. Wir sind nicht „self-contained“. Ist aber nicht schlimm, eine heiße Dusche auf einem richtigen Zeltplatz ist schon was Feines. Und wir müssen uns auch nicht mit „black water“ und „grey water“ auseinandersetzen, den verschiedenen Abwassertanks in so einem größeren Camper.

Und so beginnt unsere Fahrt in Auckland auf der Nordinsel Richtung Süden. Von reich nach arm bedienen wir uns nun vieler Apps, um günstige Angebote zu finden. Zeltplätze, Tankstellen, den billigen Supermarkt haben wir auch schnell identifiziert. Das Hobbit-Haus fällt dem Rotstift zum Opfer, aber den Geothermie-Park mit Geysir und das Maori-Dorf mit lustiger Tanzaufführung gönnen wir uns dann doch. Auch die schönste Tagestour Neuseelands, die „Tongariro-Alpine-Crossing“ lassen wir uns nicht entgehen. Die Wanderung war die Tage zuvor nicht möglich bei zu viel Schnee und Eis. Wir kommen an, und der Pass ist zum Glück wieder begehbar. Wir haben perfektes Wetter. Der Trek ist daher trotz Nebensaison sehr gut besucht, aber ab mittags verläuft es sich dann. Und jetzt zeigt Neuseeland uns seine sagenhaft schönen Landschaften mit den strahlend weißen, schneebedeckten, aber dampfenden Vulkanen. Im Winter noch schöner als im Sommer. Bei diesem Anblick vergessen wir, wie viel das alles kostet und sind wieder reich – reich an unvergesslichen Erlebnissen.

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