Dieses Mal ist es uns nicht gelungen. Die Bewohner des Landes kommen am Schluss dieses Artikels nicht zur Sprache. Weil? Abseits von Regierungsämtern, Universitäten oder Touristenburgen konnte fast keiner mehr Englisch. Die Indonesier haben sich mit Stolz von ihren Kolonialherren und dem Holländisch, Portugiesisch und Englisch abgewandt und sich auf eine für alle Inselbewohner gemeinsame, einfach zu lernende Sprache geeinigt. Und wir haben es leider nicht zu Stande gebracht, mehr als zwei Lektionen unseres Audiokurses „bahasa indonesia“ zu hören. Über die gängigen Gesprächsinhalte Busverbindungen, Preise, Unterkünfte sind wir nicht hinausgekommen. Viel unterhalten haben wir uns mit anderen Touristen oder ausländischen Besitzern von Unterkünften und Restaurants. Erst ganz am Schluss auf der Insel Una Una sind wir unfreiwillig in eine Situation gerutscht, einer indonesischen Familie zu helfen. Wir waren plötzlich am A… der Welt Teil einer Familie, haben die Sorgen und Ängste um ihren Sohn zwar ohne Worte, aber dennoch mit ihnen geteilt.
Am A… der Welt? Ja. In diesem Land ist man irgendwie immer weit weg. Weit weg von Pizza, Telefon, Internet oder medizinischer Versorgung. Dekompressionskammern für Tauchunfälle sind spärlich vorhanden. Um einen indonesischen Arzt zu erreichen, braucht es manchmal drei Stunden und mehr mit Fähre, Bus und Taxi. In keinem Land wurde ich so oft um medizinischen Rat gebeten wie hier. Zwei Notfälle habe ich mitberaten und einen allein behandelt. Als Reisender hat mich das herausgefordert, in so entlegenen Gebieten die richtige Entscheidung zu treffen.
Und wie geht Indonesien mit all den Massen an Touristen, die jährlich ins Land kommen um? Das Gros der Besucher reist auf die Inseln Java und Bali. Aus Australien, Neuseeland, China und Japan kann man ganz unkompliziert direkt nach Bali einfliegen, aus Europa mit einem Mal Umsteigen. Das hat dazu geführt, dass sich dort ein Pfuhl an Miniröcken, Drogenkonsum, Prostitution, Alkoholexzessen und unglaublich wenig Toleranz gegenüber lokalen Sitten wie der Fastenzeit im Monat Ramadan gebildet hat. Für Gläubige Muslime nicht tolerierbar.
Traut man den Berichten und Zeitungsartikeln, beobachten viele einen zunehmenden Übereifer im Einhalten der Regeln des Korans sowie eine Radikalisierung im Land. Für uns hieß das manchmal im Fastenmonat Ramadan: Frühstück morgens um drei Uhr oder gar keins und die nächste warme Mahlzeit nach Sonnenuntergang. Dazwischen haben wir unbeobachtet Wasser getrunken und Chips und Kekse gegessen. Super ungesund! Wir wurden auch einmal von einem Hotel abgelehnt, weil wir keine Heiratsurkunde vorlegen konnten. Ein Kopftuch? Musste ich nicht tragen, aber wenn eine Frau hier in Indonesien Kopftuch trägt, dann schaut nie (!) ein Haar heraus. Und das jüngste Kind mit Kopftuch, was wir gesehen haben, war sechs Monate alt. Selbst im Iran wurde das nicht so straff ausgelegt wie hier… Wie diese Schere zu Touristen und der Moderne in nächster Zeit zusammengeführt wird? Wir sind gespannt.
Indonesien bleibt für uns ein sehr widersprüchliches, fantastisches Land mit freundlichen, hilfsbereiten, zurückhaltenden Menschen und voller wunderschöner Natur.
„Ich bin glücklich, hier geboren worden zu sein.“ Taxifahrer aus Bali
Und wie immer verabschieden wir uns mit einem Lied, welches wir mit viel zu langen Bus- und Fährfahrten verbinden.
M. Lenk
Juni 20, 2018 — 3:53 pm
Es ist immer wieder schön einen neuen Beitrag von Euch zu lesen und mit den Bildern fühlt man sich an Eurer Reise fast mitgenommen zu sein.
Auch wenn diesmal die Bewohner des Landes bis auf den Taxifahrer nicht zu Wort kamen, möchte ich mich sehr für den eindrucksvollen Indonesien Bericht mit dem schönen Lied bedanken und alles Gute wünschen für die weitere Reise.
Martin
Conny
Juli 7, 2018 — 12:39 am
Lieber Martin,
Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Für uns ist es auch schön die Fotos nochmal zu sortieren und zusammen zu fassen wie etwas war oder auch nicht war.
Und schön, wenn euch die Berichte noch nicht langweilen. 🙂
Liebe Grüße aus Buenos Aires
Gabi und Frank
Juni 24, 2018 — 10:09 am
Hallo, Conny und Matthias, Eure Berichte sind so fantastisch emotional und dadurch mitreisend. So können wir ein bisschen andere Länder so miterleben wie wir es auf unseren reisen nie können. Wunderbar! Wir sind schon ganz gespannte auf die nächsten Berichte. Haben mitbekommen, dass Ihr inzwischen in Neuseeland seid. Wir wünschen Euch auch da viel Spaß am Entdecken und natürlich Glück bei Euren Unternehmungen und Gesundheit. Bei uns ist es im Moment saukalt (unter 17 Grad9 und es regnet. Brrr Alles Liebe Gabi und Frank
Conny
Juli 7, 2018 — 12:44 am
Liebe Gabi, lieber Frank,
Wir freuen uns, wenn euch die Berichte gefallen und ihr ein bißchen mitkommen könnt. Mitreisend und mitreißend ist ein guter Anspruch an die Texte. 🙂
Mittlerweile sind wir von – 2°C auch wieder auf 12°C hochgerutscht.. Ebenso mit Regen ☔. Brrr. Wir denken darüber nach, wo wir uns am besten in der Wärme verstecken und Spanisch lernen können.
Liebe Grüße aus Buenos Aires