Sumatra beheimatet nicht nur Dschungel und wilde Tiere, sondern auch Vulkane und den weltweit größten Kratersee, den Tobasee. Hier lebt das Volk der Batak, mit ganz eigener Sprache, Schrift und Kultur. Deutsche Missionare fanden den Weg hierher und brachten das Christentum im sonst muslimischen Indonesien an den Tobasee. Seither sind die Batak mehrheitlich christlichen Glaubens in Verschmelzung mit ihren eigenen Traditionen. Besonders deutlich sieht man das an den Gräbern, die zwar meistens mit einem Kreuz ausgestattet sind, aber ansonsten die klassisch geschwungenen Dächer der Batak-Architektur verwenden.
Die traditionellen Häuser der Batak sind auf Stelzen gebaut, um sich von der Unterwelt abzuschirmen. Der Himmel findet in den geschwungen Dächern Platz. Dazwischen ist der Raum des Menschen. Die Fronten sind in den Farben rot, weiß und schwarz verziert.
Soweit so schön. Als wir einen Platz besuchen, an dem früher die Ältesten des Dorfes ihre Sitzungen abgehalten haben, lernen wir, dass in früheren Zeiten nicht gerade zimperlich mit verurteilten Kriminellen oder Kriegsgefangenen umgegangen wurde. Diese wurden in Knoblauch und Chilli eingerieben und dann verspeist. Überhaupt ging es damals kriegerisch zu. Straßen zum nächsten Dorf hat man lieber mal gar nicht erst angelegt. Der nächste Angriff könnte ja genau darüber erfolgen.
Mitten im Tobasee liegt eine große Insel, die man gut mit dem Moped erkunden kann. Hier bleiben wir für ein paar Tage und lesen, machen Sport, spielen Tischtennis und Badminton. Wir umrunden die Insel und sehen die steil aufragenden Berge an allen Seiten des Sees. Dieser riesige Krater entstand nach einem Supervulkanausbruch vor etwa 70.000 Jahren. Und wenn man einer Theorie glauben darf, so hatte dieser gewaltige Ausbruch entscheidenden Einfluss auf die Ausbreitung des Menschen. Zur gleichen Zeit schrumpfte die Population des Menschen auf nur etwa 1000 bis 10000 Individuen. Beinahe also wäre die Menschheit bei diesem Ausbruch ausgerottet worden.
Von der hitzigen Vergangenheit sind heute nur ein paar heiße Quellen übrig, die wir gerne besuchen und uns ins mehr als badewannenheiße Wasser legen. Das angenehme Klima, die schönen Landschaften und die freundlichen Menschen haben den ein oder anderen Besucher dazu verleitet dauerhaft hier zu bleiben. Und so gibt es eine „German Bakery“ und handgemachte Spätzle zu verköstigen.
Wir genießen die Zeit hier und lassen die Seele baumeln. Bis uns die Realität wieder einholt, denn unser Visum läuft langsam ab und ist nicht verlängerbar. Wir wollen auf jeden Fall nach Indonesien zurück.
teufelanne
Mai 27, 2018 — 2:51 pm
Stimmt es wirklich, dass das „Essen“ gleich lebend eingerieben wurde?
Matthias
Mai 30, 2018 — 12:51 am
Hallo Anne,
genau diese Frage haben wir uns auch gestellt. Wenn man den Berichten der Missionare im 19. Jahrhundert glauben darf, dann wurden die Gefangenen oder Kriminellen tatsächlich manchmal roh verspeist, nachdem sie lebend eingerieben und dann hingerichtet wurden. In der Regel wohl aber meistens gegrillt. Guten Appetit! Allerdings gibt es auch die Theorie, dass das Ganze nur Mythen sind, die sich die Häuptlinge der Batak ausgedacht haben, um die westlichen Eindringlinge abzuschrecken.
LG,
Matthias