Ölpalmen, Ölpalmen, unzählige Ölpalmen in Reih und Glied, viele Kilometer lang. Inzwischen erkennen wir die Pflanzen sofort, wir hatten schon viele in Malaysia gesehen.
Wir sind inzwischen auf Sumatra. Sumatra – das klingt für uns nach einer Doku über Dschungel, giftige Spinnen und wilde Orang Utans. Und die wollen wir natürlich sehen. Dafür fahren wir an den Rand des Gunung Leuser Nationalparks und buchen eine zweitägige Dschungeltour. Am nächsten Morgen geht es los – das große Schwitzen. Die Temperaturen sind mit 30 °C nicht so hoch, aber die Luftfeuchtigkeit, die liegt zwischen 75% und 90%. Und so schwitzen wir schon nach den ersten 30 Minuten wie in der Sauna. Bis wir den Nationalpark erreichen sehen wir auf unserem Weg Gärten mit Gemüse, Chilli, Ananas, Gummibäumen, Papaya- und Zimtbäumen und wieder Ölpalmen.
Warum denn immer Ölpalmen? Weil sie enorm ertragreich sind und hohe Gewinne versprechen. Deswegen haben Indonesien und Malaysia in den letzten Jahrzehnten immer mehr Palmölplantagen angelegt- der Regenwald und Torfmoore mussten dafür weichen. Klimaneutral ist das auf keinen Fall. Und mit der Rodung wurde auch die Tierwelt weit zurückgedrängt: die Elefanten, die Tiger, die Orang Utans. In Malaysia haben wir in einem Elefanten- Rehabilitationszentrum gesehen, wie die Tiere in Nationalparks umgesiedelt werden. Da wo Elefanten auf Menschen und Palmölplantagen treffen, werden sie mit Betäubungsspritzen sediert, dann geht es in einen LKW oder auf ein Boot und in einem weit entfernten Nationalpark werden sie wieder aufgeweckt und freigelassen.
Auch hier im Gunung Leuser Nationalpark gibt es Rehabilitationsprogramme, aber nicht für Elefanten, sondern für Orang Utans. Orang heißt Mensch, Utan heißt Wald. Und diese „Waldmenschen“ sind uns genetisch extrem nah, 97% der DNA ist mit unserer identisch. Sie sind zum Symbol für den Kampf der Naturschützer gegen Palmöl und pro Regenwald geworden. Denn Orang Utans gibt es nur auf zwei Inseln auf der Welt frei lebend, auf Borneo und hier auf Sumatra. Und wir haben Glück, schon kurz nach Eintritt in den Nationalpark hören wir das tiefe Gebrüll eines großen Männchens. Als es den Baum zu uns runterklettert, wird uns doch mulmig, und wir ziehen uns zurück. Denn Orang Utans haben unendlich viel Kraft und können einen Menschenkopf wie eine Kokosnuss aufknacken. Auf dem weiteren Trek begegnen wir Jackie und Mina, zwei Orang Utan Weibchen mit ihren Babys, die zwar ausgewildert wurden, aber weiterhin die Nähe zu Menschen suchen. Sie wissen genau, was sie tun müssen, um an die begehrten Bananen der Guides zu kommen. Auswilderung hat hier leider nicht funktioniert. Andere Touristen-Gruppen machen unzählige Selfies mit den beiden Orang Utans, wir ziehen weiter und werden belohnt: Thomas Languren und schwarze Siamangs begegnen uns. Thomas Languren wollte ich unbedingt sehen, die gibt es nur hier auf Sumatra und sie haben eine ähnliche Frisur wie Matthias.
Abends im Camp haben wir Glück und sehen Silberne Haubenlanguren und aus der weiten Ferne einen Nashornvogel. Der Koch Alan bereitet herrliches Abendessen. Glühwürmchen schwirren bei Einbruch der Dunkelheit durch den Himmel. Wir sitzen noch eine Weile mit unserem Guide und einem weiteren Pärchen am Lagerfeuer bis uns die Müdigkeit übermannt. Auf extrem hartem Boden und dünnen Yogamatten quälen wir uns durch die Nacht. Als die Sonne endlich aufgeht, geht es zum Waschen zum Bach, aber wir sind nicht die ersten. Große Warane haben ihre Krallen schon gebadet und sonnen sich am Rand, dazwischen hüpfen ein paar Makaken.
Zum Frühstück werden wir wiederum köstlich bekocht und bekommen noch mehr Besuch- von Thomas Languren. Die haben inzwischen gelernt, dass Menschen morgens immer was zu Essen in der Küche haben. Zuerst scharfes Beobachten, dann Sprung vom Baum, ab in die Küche und gezielt den Toast und das Omelette klauen- innerhalb von zwei Sekunden. Und so nehmen wir als Besucher auch Einfluss auf den Dschungel. In diesem kleinen abgesteckten Gebiet, wo die Treks lang gehen, auf jeden Fall. Wöllte man das unterbinden, man müsste den Tourismus ganz verbannen. Andererseits finanzieren wir in Form des Eintritts mit unserem Trek auch die Nationalparkverwaltung.
Wir packen unsere Sachen und gehen auf einen letzten Aussichtspunkt. Da sitzt schon ein Teenager Orang Utan. Und er zeigt uns, wo es Wasser im Dschungel gibt. Nämlich in Pflanzenstengeln. Unser Guide meint, wir hätten Glück gehabt. So viele unterschiedliche Tiere haben wir im Dschungel gesehen, eine so herrliche Pflanzenwelt, Hügel und Berge mit Wasserfällen. Kaum vorstellbar, dass Regenwald für Palmöl plattgemacht wird. Man kann es den Indonesiern und Malayen nicht übel nehmen, auch etwas vom großen Kuchen abhaben zu wollen. Die Nachfrage für Palmöl ist unendlich. Neben Indien und China sind wir es, in den Industriestaaten, die Palmöl benutzen für unsere frittierten Speisen, unser Nutella, unseren Biodiesel und unsere Kosmetikprodukte.
Gabi und Frank
Mai 9, 2018 — 1:28 pm
Hi ihr beiden,
wie es scheint habt ihr im Wald viele verwandte Freunde gefunden. Sehr schön.
Ich hab den Eindruck, ihr fühlt euch richtig wohl. Dort wo ihr immer seid scheint es auch nie zu regnen. Naja, weil Engel unterwegs sind?!
Lasst es euch gut gehen in der weiten Welt.
Conny
Mai 19, 2018 — 4:13 am
Liebe Gabi, lieber Frank,
Stimmt, bis jetzt hatten wir wirklich Glück mit dem Wetter. Aber selbst wenn es regnet, isses ja in diesen Breitengraden auch schnell wieder vorbei. Und der Himmel klart schnell wieder auf.
Wir grüßen euch in the die Hauptstadt aus Ende 🙂
Conny
August 25, 2018 — 2:30 am
Wer noch mehr über Orang Utans lesen will, dem sei dieser Artikel empfohlen…
https://www.spektrum.de/wissen/10-wahrheiten-ueber-orang-utans/1585396