Kühe. Überall auf den Straßen. Sogar auf die Highways laufen sie. Die Autos umfahren die Viecher mit hoher Geschwindigkeit, und sie bleiben ruhig. In einem Buch über Indien hatte ich gelesen, dass sie vielleicht meditieren. Die Kühe. Um den Straßenverkehr zu ertragen. Das gefällt mir. Zwei Mal habe ich bisher eine Kuh hier rennen sehen. Sonst sind sie stoisch und bleiben stehen, wo es ihnen gefällt. Und warum sind sie nun heilig, die weiblichen Kühe? Warum gibt es in Rajasthan sogar ein Ministerium für Kuhwohlergehen?
Kühe geben fünf Dinge: Milch, Butterschmalz, Urin, Mist und Lassi. Aber weibliche Kamele könnten das eigentlich auch. Aber nein, Kamele müssen schleppen, Lasten und Karren ziehen und für Rennen herhalten. Die Kuh darf entspannt mitten im Kreisverkehr stehen und wird gefüttert. Die Inder haben kleine Boxen mit Essen vor ihren Häusern, die sie nur für die Kühe füllen oder halten die Viecher gleich in ihrem Wohnhaus wegen der Milch. Tagsüber schicken sie die Kühe auf die Straße, dort fressen sie Müll und leider auch Plastik. Davon können die Tiere natürlich krank werden. Und wenn dann die eigene Kuh stirbt, dann muss man zu einer teuren Pilgerreise aufbrechen. Lieber die Kuh vorher auf die Straße jagen, vielleicht findet sich jemand und bringt sie ins Kuhaltersheim (ja, die gibt es wirklich hier). Und während ich das hier schreibe, denke ich, dass das alles gar nicht so umfassend für ganz Indien zutrifft. Denn je nachdem, wo man im Land ist, ist es doch wieder anders. Denn der Hinduismus basiert zu 40% auf festgelegten Regeln, 60% sind lokale Interpretationen und Traditionen. Und das macht diese Religion so unglaublich schwierig zu begreifen.
Deshalb sind wir jetzt hier: Varanasi. Eine der heiligsten Städte für Hindus. Der Ganges fließt hier und spendet Leben und nimmt die Toten auf. Die Leichen werden hier in Varanasi rund um die Uhr verbrannt, die Asche wird von den Unberührbaren zum Fluss getragen. Tote Kinder, Schwangere und einige andere werden nicht verbrannt, sie liegen auf Bambustragen, werden mit Steinen beschwert und in der Mitte des Ganges versenkt. Wenn die Stricke sich lösen, dann schwimmen sie den Fluss hinunter bis zum Meer. Dazwischen laufen Hunde und… natürlich Kühe… und fressen die Schmuckblumen der Toten. Mein Gott. Und daneben wird vom Boot aus gefischt, für den Marktverkauf. In diesem Drecksfluss, ich möchte nicht mal meine kleine Zehe reinhalten.
Die Inder sehen das nicht so eng, für sie ist der Ganges heilig. Und wenn man nach Varanasi als Hindu pilgert, dann geht man auch in den Heiligen Fluss baden. Die Frauen baden mit allen Kleidungsstücken an. Einmal komplett rein. Und manche sind am Kopf komplett kahlgeschoren. Das gehört für einige Gläubige zur Pilgerreise genauso dazu wie das Baden. Und andersherum finden die Hindus es furchtbar und eklig, dass wir in Europa Rinder essen…
Wir besuchen Tempel und Zeremonien, aber die hinduistische Religion bleibt bis zum Schluss etwas sehr Fremdes. Von ihren Ikonen, den lauten Glocken, die sie am Eingang läuten, dem Kastensystem, den Phallussymbolen, den heiligen Ratten und dem heiligen Basilikum bis zu den Opfergaben wie Süßigkeiten, Kokosnuss oder Kuhmilch. Nur an das Om-Zeichen und die Swastika (das gekippte Hakenkreuz) überall haben wir uns schnell gewöhnt. Und auch mit den bettelnden Kindern und den nervigen Tuktuk-Fahrern haben wir uns in den letzten Wochen arrangiert.
Sikkim und jetzt auch Varanasi zeigen uns eine andere Seite. Sehr freundliche, offene und hilfsbereite Menschen, schreibe ich, während ich an meinem Granatapfel-Kokoslassi löffle.
„Ma’am, when you go to hostel? I can take you on motorcycle.“ Ja, sehr geil. Shello!!! Let’s go!
HL
April 19, 2018 — 9:39 pm
Na hallo, wo bleiben die Kommentare? Sind alle schreibmüde geworden? Also nicht, dass ihr denkt, wir lesen nicht mehr. Aber die ganze Sache mit den indischen Kühen und den Badenden im Ganges (iiihhh….) ist schon ziemlich starker Tobak.
Auf jeden Fall hoffen wir sehr auf weitere Beiträge. Aber vielleicht müsst ihr euch auch erst mal erholen. Viel Spaß in Indonesien!
Hannelore
Conny
April 21, 2018 — 9:16 am
Liebe Hannelore,
Ja, wir kamen gar nicht hinterher mit den Beiträgen. Kuala Lumpur und dann zackbum das nächste Land. Aber wir freuen uns, dass ihr noch dabei seid. 🙂 Und ja, wir erholen uns am Strand mit Kokosnuss und allem, was dazu gehört.
Liebe Grüße von Pulau Weh 🇮🇩
Gabi und Frank
April 21, 2018 — 4:04 pm
Hallo, ich gleich nochmal. Die Information zu diesem Beitrag ist diesmal gar nicht per E- Mail angekommen, die nächste schon. Tja, die Technik hat eben ihr Eigenleben. Inzwischen wissen wir das und schauen uns auch den ganzen Blogg an. Meinem letzten Kommentar ist nichts hinzuzufügen. Wir freuen uns auf die nächsten Berichte. Gute Weiterreise Gabi und Frank
Conny
April 27, 2018 — 2:46 pm
Hallo wir nochmal,
Irgendwie ist da was mit euer Email im Argen gewesen. Aber manchmal hat Technik auch einfach ihr Eigenleben. Wir haben zumindest unsere eigenen Email Adressen als erste und letzte auch eingetragen, so dass wir zumindest eine Teilkontrolle haben, ob die Nachrichten rausgehen.
Ich hoffe, es klappt jetzt wieder.
Liebe Grüße