Und? Wie ist es so nach sieben Wochen?
M: Nach sieben Wochen kann man nicht mehr so schnell reisen, so dass man sich mehr Zeit nehmen muss. Und man merkt, dass man sich mit anderen Sachen auch mal beschäftigen muss – außer Sightseeing oder Erkunden. Sonst hat man zu viele Eindrücke, die man nicht mehr verarbeiten kann. Bis jetzt ist es uns gut gelungen, und ich hab Lust weiterzureisen. Und ich bin froh, dass ich mich mit meiner Reisepartnerin immer noch gut verstehe – im Großen und Ganzen. (lacht)
C: Ich groove mich ein. Am Anfang der Reise fand ich es irgendwie alles dekadent. Nur zu reisen, ohne zu arbeiten. Und dann hab ich ja auch noch vom Finanzamt viel Geld zurückbekommen, weil ich in Kassel und in Dresden jeweils einen Wohnsitz hatte. Das heißt, ich muss momentan nicht mal mein Erspartes benutzen. Da hab ich mich irgendwie schlecht gefühlt. Inzwischen seh ich‘s anders, als Geschenk, dass ich das machen kann. Ein Geschenk, was ich mir die letzten Jahre auch selbst erarbeitet hab. Mit dem Risiko nicht zu wissen, was 2019 kommt.
Versteht ihr euch, wenn ihr so viel Zeit miteinander verbringt?
C: Manchmal nein, meistens ja. Mein Lieblingszitat von Matt gestern: „Es nervt, dass du immer mitdenkst“. Da musst ich erstmal laut lachen. Viel Humor hilft viel, wenn man so viel Zeit miteinander verbringt. Und manchmal was alleine machen auch.
M: Erstaunlich gut. Natürlich ist es so, dass es bei 24 Stunden am Tag nicht ohne kleinere Konflikte abläuft. Man muss respektvoll bleiben. Dann klappt es sehr gut. Und vermeiden, den Fehler auf den anderen zu schieben, wenn was nicht klappt.
Wie kommt es, dass ihr so oft bloggen könnt? Habt ihr Nichts zu tun?
C: Wir fahren auch viele Kilometer Zug oder Bus. Oder sitzen auch mal im Flughafen am Check-in. Gestern sind wir insgesamt 1800 km durch Indien gereist.
M: Wenn man langsam reist, kann man sich die Zeit nehmen. Und wenn man sich selbst klar macht, dass man nicht alles sehen muss, bleibt genug Zeit zum Bloggen übrig.
Und wer schreibt bei euch die Texte?
M + C: Wir wechseln uns im Groben ab. Wer es genau wissen will, bei jedem Text kann man auf den Autor unten klicken.
Was esst ihr so?
M + C: Eigentlich nie westliches Essen. Wir versuchen immer lokales Essen auszuprobieren. Wir lieben indisches Essen. Dosa, Paneer, Currys. Im Himalaya gibt es wieder ganz andere Sachen. Zum Frühstück gibt es manchmal europäisches Frühstück, manchmal lokale warme Speisen. Und ganz viele Brote: Roti, Chapati, Naan.
Was war das bisher schlimmste Erlebnis?
C: Als wir im uralten von Österreich ausgemusterten Skilift im Iran festhingen. Eine Stunde lang. Und ich mir schon ausgemalt hab, wie wir im Iran wohl gerettet werden würden.
M: Das schlimmste Erlebnis war kürzlich als wir eine Fahrradrikscha genommen haben. Der alte Mann hat sich voll abgestrampelt, und dann ging es den Berg hoch. Ich hab mich so schlecht gefühlt als er dann absteigen musste, weil er das körperlich nicht gepackt hat.
Habt ihr irgendwelche Krankheiten bisher gehabt?
M + C: Am Anfang Erkältung. Hier in Indien ein bisschen Durchfall aber nur ein paar Tage. Sonst toi toi toi. Alles gut. Jetzt hab ich (Conny) mich durch die Klimaanlage wieder erkältet.
Gibt es Tage, an denen man keine Lust mehr hat zu reisen?
M: Auf jeden Fall. Dann hilft es, wenn man mal einen Tag abhängt und sich in Themen einliest, die einen interessieren und mit denen man sich auf der Reise sowieso beschäftigen möchte. Es gibt ja zum Glück oft gutes Internet.
C: Ja, das sind die Tage, wo ich auch meine Freunde vermisse. Und gern mal wieder mit denen quatschen möchte oder klettern gehen wöllte.
Hast du dich bisher immer sicher gefühlt?
M: Ja, allerdings schwebt manchmal die Angst mit, dass jemand an dein Portemonnaie will. Man hat so eine gewisse Grundvorsicht.
C: Ja, es gab nur einmal eine schräge Situation. Da war ich allein unterwegs. Und ein Motorradfahrer hat neben mir angehalten und sich umgeschaut. Dann mich angesprochen, ob ich mit ihm eine Runde durch die Stadt fahren will. Dann hat er sich wieder umgeschaut. Ich habe abgelehnt. Dann ist er weggebraust.
Gab es peinliche Situationen?
M: Ja, in Esfahan im Iran. Da dachte unsere Gastgeberin sie kriegt Trinkgeld und hat sich schon bedankt ohne nachzuzählen. Wir hatten aber gar kein Trinkgeld gegeben.
C: Nö. Definiere peinlich.
Wo musstest du zuletzt voll laut lachen?
C: Ja, vorhin. Als unser Gastgeber, der Buddhist ist, erzählt hat, wie sie ihm eine Lebensversicherung andrehen wollten.
M: Ja, gestern als ich Conny geärgert hab. Das war schön.
Wie entscheidet ihr, wohin es als Nächstes geht?
M: Ist meistens ein bisschen längerer Prozess. Das stimmt nicht immer überein. Und meistens erreichen wir dann ein zwei Tage später einen Konsens.
C: Irgendwie macht jeder einen Vorschlag. Dann passt es nicht. Dann verschieben wir die Entscheidung. Irgendwann formiert sich dann aber ein Konsens. Das dauert manchmal ein paar Tage oder Wochen, aber irgendwie finden wir einen Kompromiss.
Was vermisst du?
C: Ganz klar meine Freunde und Familie. Und Sport.
M: Erstaunlich wenig. Hauptsächlich Freunde und Familie- ein bisschen. Manchmal mein langes, weiches Bett.
Was nervt?
M: Die manchmal aufdringlichen TukTuk-Fahrer, die das Wort NEIN auch nach dem zehnten Mal wiederholen nicht verstehen können und uns eine Stunde lang verfolgen. Bis dahin hab‘ ich mich so aufgeregt, dass ich auf keinen Fall mehr mit diesem TukTuk-Fahrer fahren werde.
C: Der Smog. In Teheran wie auch in Indien. Ich kann mich bei meinen vorigen Reisen gar nicht so sehr an dieses Problem erinnern, aber teilweise sind die Augen gereizt, ich huste, schnupfe. Gar nicht geil. Oder wenn man im Tuktuk sitzt und neben einem der Bus Abgase abstinkt.
Was würdest du noch aus Dresden mitnehmen? Oder hast du nichts vergessen?
M: Ich hab alles, was ich brauche. Bis jetzt musste ich mir noch nichts kaufen.
C: Hab nichts vermisst, aber die letzte Packung deutsche Taschentücher war heilig. Und wir haben einen Postnachsendeauftrag für PostModern vergessen.
Was war das bisher schönste Erlebnis?
M: Das kann man gar nicht sagen. Aber als einzelnes Erlebnis war es vielleicht das Holi Festival. Aber eigentlich kann man kein einzelnes Erlebnis herauspicken. Es gab sehr viele sehr schöne Sachen.
C: Der Sternenhimmel in der Wüste. Ganz klar.
Claus Knobel
März 21, 2018 — 10:54 pm
Wen von beiden vermisst Ihr mehr?
Claus:
Achgott, beide sehr. Unser letztes Miteinander in Dresden und dem Elbsandstein, bei Schnee, Wind und dem anschließenden Hirschbraten in der urigen Gaststätte war toll … und das Abendessen, neben dem tollen Aquarium, die Gespräche … das war sehr speziell. Und dass beide so lange nicht mehr hier sind – das ist wohl blöd. Andererseits: beide sind ja bei uns – hier auf dem Blog!
Claus:
Richtig. Und dass sie in der Welt rumtingeln – wer könnte es besser nachvollziehen, als wir. Und: Mein erster Preis bei dem Sound-Wettbewerb! Die Postkarte aus Teheran hängt an unserem Kühlschrank!
Claus:
Naja, ein bisschen befremdlich finde ich den grüßenden Ayatolla schon, wenn ich die Butter aus dem Kühlschrank hole… (schmunzelt).
Wie geht es Euch, wo Ihr nicht mit Beiden die Welt bereisen könnt?
Claus:
Das ist wirklich hart… da fallen mir grad´ nicht die richtigen Worte ein… (will eine Träne wegwischen, … sucht aber noch).
Claus:
Na, komm, … ich muss nicht lange sinnen, um meine Gefühle und Gedanken zu finden, wenn ich an dies Abenteuer denke: Wir hatten nie so viel Zeit, beim Reisen. Immer nur mal zwei, drei Wochen. Kaum losgefahren, schon ging es wieder nach Hause – musste es wieder nach Hause… ich find´s kacke.
Claus:
Oha, echt elaboriert!
Claus:
F*** Dich!
Claus:
Eine weitere Frage bitte!
Was werdet Ihr tun, wenn Conny und Matthias wieder im Lande sind?
Claus: Zum Frühstück einladen! Mit Sonnenblumenbrot, (vom Brotgarten), Marmelade, Butter, Eiern, Müsli, Käse, Schinken, gutem Kaffee – dem vollen Programm… vielleicht würde ich sogar einen Apfelkuchen backen…
Claus: (verwundert)
Du? Frühstück? Das will ich sehen!? (reibt die Stirn). Und abends ein gutes Bier…
Claus:
Hallo?
Claus:
Nächste Frage bitte
Claus:
Neenee, so schnell nicht! Ich würde beiden ein Reha-Angebot für´s Klettern machen und – wenn sie in unserem Quiz die richtige Antwort finden – je ein Sauna-Ticket gratis!
OK. (Letzte Frage) Was findet Ihr so toll an der Reise der Beiden?
Claus:
Ganz klar: Dass sie ihrem Leben ein solches Fenster öffnen!
Claus:
Ja, dass sie die Chance nutzen, jenseits unseres aufgeheizten Alltags, Menschen und Länder kennen zu lernen… und sich selbst – eine Reise ist ja immer auch eine Reise in´s Ich.
Claus:
… is klar – trink noch einen!
Claus:
Hallo? Wie oft frage ich uns, ob es das wirklich ist: Aufstehen, Frühstück, Zähneputzen, Rein in die Klamotten, rein ins Fahrzeug, hin zur Arbeit, bescheuerte Kollegen (mehr), tolle Kollegen (weniger), bescheuerte Aufgaben (mehr), tolle Aufgaben (weniger), bescheuerte Vorgesetzte (…), tolle Vorgesetzte (…), mehr Verantwortung, weniger Verantwortung, rein ins Auto, Einkaufen, Überweisungen, ab nach Hause, Hausschuhe an, Zukunft planen (welche?), Futtern, Internet gucken, Zähneputzen, Pullern, ab ins Bett…
Claus:
Noch ´nen Roten?
Claus:
Klar! …wir schwimmen doch auf dem Fettauge der Menschheits…
Claus:
(unterbricht) Jetzt sag nicht …suppe …
Claus:
Nee, … aber manchmal frage ich mich: Könnte ich nicht ein bisschen glücklicher sein, bei all dem Komfort? Bei all der Sicherheit? Bei all den Möglichkeiten!
Claus:
Gib das Glas wieder her!
Claus:
Deine Konfliktmuster sind echt für den A****.
Claus: …
Claus …
Wollt Ihr so das Interview enden lassen?
Claus:
Auf keinen Fall!
Claus:
Neinnein – gib das Glas wieder her!
Claus:
… naja, ich glaube halt, dass ein solches Projekt, eine solche Reise, … ein Fundament schafft, auf dem Du Dein Leben lang weiter lebst … anders lebst … die Beiden machen quasi gerade den Doktor in “Menschen, Länder, Abenteuer“.
Claus:
Ich nehm die Prüfung ab!
Claus:
Alles klar – na, die Beiden sind ja eine Weile unterwegs – da können wir auch noch ein wenig über unser Quiz nachdenken…
Claus:
Ah, richtig! … noch ´nen Roten?
Claus:
Schenk ein!
Conny
März 27, 2018 — 3:09 pm
Wo ist das Quiz? Wo ist das Quiz?
Ich will ein elaboriertes Sonnenblumenbrot im Rehagarten ohne Konfliktmuster gewinnen!
PS. Alk hammwer wieder nicht.
Steffen
März 24, 2018 — 10:21 pm
Weitere Fragen (FAQ):
Was bedeutet „Von Ost nach Ost“? Wo endet Ost?
Wie lange werden die Beiden unterwegs sein? 1 Jahr + oder – X ?
–> Wohl einfach überraschen lassen und immer weiter lesen!!!
Wer macht die meisten Fotos? Wie viele Foto sind es ca. pro Tag?
–> Eigentlich egal, es sind viele viele schöne….
Wie groß ist die Angst, dass mal was passiert?
–> Daran darf man wohl nicht denken und immer optimistisch sein!
Was kostet das alles?
–> Danach fragt man doch wohl nicht!!! Man gönnt es einfach beiden!!!
Und Wieviel Roten hatte(n) Claus(&Claus) beim Schreiben obigen Kommentars?
–> Prost! Ich nehm‘ noch’n Bier…
Matthias
März 27, 2018 — 3:31 pm
Fragen über Fragen… also ich hätte glaube ich auch gern mal einen Roten 🙂
Also die erste Frage dürfte sich vielleicht tatsächlich mit der Zeit beantworten. Was die Fotos angeht, da hat Conny mit Sicherheit das bessere Händchen, aber auch ein blindes Huhn… Die Anzahl variiert sehr stark. Es hat ein bisschen abgenommen… man fotografiert sich auch ein bisschen satt.
Na dann Prost zurück!
HL
März 26, 2018 — 8:39 pm
Danke für eure Einblicke in den Reisealltag… Ich erspare mir weitere Fragen (zum Beispiel solche: Wo wascht ihr eure Wäsche?) Und jetzt erst einmal ein schönes Osterfest (auch wenn man das in Indien wohl eher nicht feiert?) Herzliche Grüße Hannelore und Martin
Matthias
März 27, 2018 — 3:17 pm
Also Wäsche waschen ist sicher das geringste Problem. Das organisieren meistens die Unterkünfte oder wenn man in einem Homestay wohnt, dann kann man manchmal auch die vielleicht vorhandene Waschmaschine mitnutzen. Von Ostern werden wir sicher nicht viel mitbekommen, aber wir können natürlich was verstecken…
Dann liebe Grüße zurück in die Heimat und Euch auch schöne Ostern!
Lars the Grand
März 31, 2018 — 4:12 pm
Boa ey, ihr beiden glücklichen Reisehasen, hoppelt schön durch Indien während ich hier wie jedes Jahr die immergleichen Eier in kaum vorhandenem Grün verstecken muss! ja, hier ist nämlich immer noch kalt und oft grau – Deutschland halt, aber kommende Woche wird die Natur hier explodieren, wie die Farbbeutel bei eurem Fest!! Dann läuten die Osterglocken und unseren Seelen werden bei 20 Grad die letzten Dämonen des Winters ausgetrieben!!
Passt weiter gut auf euch auf!!